Wenn Du bereits einen Schnupperkurs oder sogar Deine erste Golfstunde hinter Dir hast und mit dem Golfen anfangen möchtest, hast Du sicherlich eine ganz Reihe von Fragen. Platzreife, Mitgliedschaft, Handicap … Golf in Deutschland (und auch in Österreich und der Schweiz) würde ich nicht gerade als einsteigerfreundlich bezeichnen.
Doch kein Sorge: Mit den richtigen Infos, ist alles gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich versuche, Dir die häufigsten Anfängerfragen zu beantworten.
Ist Golf nicht sehr teuer?
Ob etwas teuer ist oder nicht, ist Ansichtssache. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Golf mit Sicherheit nicht die günstigste Sportart ist. Doch die Bandbreite ist groß.
Wenn man den gängigen Vorurteilen Glauben schenkt, kann es sein, dass Du von Golf Clubs gehört hast, bei denen Du 10.000 Euro Aufnahmegebühr zahlen musst – aber natürlich erst, nachdem Du zwei Bürgen für Dich gewinnen konntest, die im Club ein gutes Wort für Dich einlegen … das Aufnahmegespräch erfolgt selbstverständlich erst, wenn Du auf der Warteliste an der Reihe bist. Wenn das alles geklappt hat, darfst Du endlich die 2.500 Euro Jahresgebühr zahlen.
Solche (wenige) Clubs gibt es. Die große Mehrheit ist anders.
So gibt es in Deutschland fast 400 öffentliche Golfplätze. Öffentlich bedeutet, dass Du diese ohne Clubmitgliedschaft bespielen kannst. Du zahlst nur eine Gebühr (Greenfee), wenn Du eine Runde spielst. Die Preise hierfür können sehr unterschiedlich sein. Im unteren Preissegment sind 9-Loch-Runden für teilweise unter 20 Euro möglich. Die Nutzung der Trainingsanlagen ist oftmals kostenlos. Nur die Bälle für die Driving Range kosten um die 2 Euro pro Eimer.
Ob Golf teuer ist, hängt also vor allem davon ab, wo und wie oft Du spielst. Natürlich kommt noch die Ausrüstung hinzu. Einsteiger-Sets gibt es um die 200 Euro. Gebraucht bekommst Du auch hochwertige Sets zu günstigen Preisen.
Hier findest Du Tipps, worauf Du als Anfänger beim Golfschläger-Kauf achten solltest.
Ein Rechenbeispiel
Als begeisterter Anfänger möchtest Du jede Woche ein Mal die Schläger schwingen – schlechtes Wetter schreckt Dich nicht ab (wobei Du beachten solltest, dass viele Golfanlagen bei Schneefall schließen).
Einmalige Kosten für die Ausrüstung
- 350 Euro für einen Eisensatz mit Putter und Tasche
- 100 Euro für ein Hybrid-Schläger oder ein Fairway-Holz
- 50 Euro für eine Golf-Trolley (ziehbar)
- 50 Euro für Golfbälle (Lakebälle reichen für die ersten Runden absolut aus)
- 10 Euro für einen Golfhandschuh
- 3 Euro für eine Pitchgabel
- ein paar Euros für Tees
Wenn Du noch ein paar andere Utensilien (richtige Golfschuhe, Schlägerhandtuch, etc) dazu kaufst, landest Du bei vielleicht 600 Euro.
Golfklamotten
Ein Polo-Hemd, Sportschuhe und eine Hose, die keine Jeans ist (wobei das bei vielen Clubs auch nicht mehr so eng gesehen wird) hast Du bestimmt im Schrank.
Spielgebühren
Angenommen, Du fährst jede Woche zum Golfplatz und wechselst Dich mit 9-Loch-Runde und Training ab, kommen bei einer günstigeren Golfanlage im Monat folgende Kosten zusammen:
- 2x 20 Euro für 9-Loch
- 2x 4 Euro für zwei Eimer Bälle auf der Driving Range
Das macht in Summe etwa 50 Euro pro Monat. Außerdem solltest Du einmalig zwischen 200 und 300 Euro für einen Platzreife-Kurs einkalkulieren.
Was hat es mit der Etikette beim Golf auf sich?
Wenn Du anderen Menschen die Tür aufhältst und „bitte“ und „danke“ keine Fremdwörter für Dich sind, solltest Du auf einem Golfplatz gut klar kommen. Beim ersten Besuch einer Golfanlage machst Du nichts falsch, wenn Du folgende Punkte beachtest:
- Trage ein Shirt mit Ärmeln (auch kurze Ärmel sind ok) und Kragen
- Trage keine Jeans (das heißt nicht, dass Du nur in Unterwäsche auftauchen sollst!)
- Trage geschlossene Schuhe
Du wirst schnell merken, welche Golfbekleidung die anderen Golfer tragen. In vielen Clubs sind Jeans oder sogar Flip Flops kein Problem (was nicht heißt, dass das alle Golfer, die dort spielen, so sehen).
Am meisten kannst Du einen Golfer wahrscheinlich mit Verstößen gegen die Etikette auf dem Grün oder Geräuschen am Abschlag verärgern.
Alle wichtigen Informationen zu Etikette und Golfregeln werden Dir sowieso in Schnupper- oder Platzreifekursen vermittelt (dazu später mehr).

Pitchmarken sollten sofort ausgebessert werden
Wie erkenne ich einen „lockeren“ Golfclub?
Ob „Fremde“ erwünscht sind, merkst Du, wenn Du die Webseite der Golfanlage besuchst. Schnupperkurse (teilweise sogar kostenlos!), Einsteiger-Mitgliedschaften und öffentliche Plätze sind ein Indikator dafür, dass Du dort willkommen bist. Und das wird bei schätzungsweise 99% aller Golfanlagen der Fall sein.
Einen „elitären“ Club erkennst Du meistens schon an der sehr hohen Aufnahmegebühr in Kombination, dass die Golfplätze nur an bestimmten Wochentagen für Nicht-Mitglieder geöffnet sind.
Wozu benötige ich die Platzreife?
Die Platzreife ist Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in einem Golfclub. Auch wenn Du keine Mitgliedschaft anstrebst, ist das Erlangen der Platzreife empfehlenswert. In Platzreifekursen werden Dir die spielerischen Grundlagen, sowie die Regeln vermittelt. Schließlich ist es schon vorteilhaft zu wissen, wie es weiter geht, wenn Dein Golfball beispielsweise in einem Wasserhindernis landet.
Außerdem gibt es nur relativ wenige öffentliche Golfplätze, auf denen Du ohne Platzreife spielen darfst. Meistens handelt es sich hierbei um Kurzplätze (kürzere Bahnen und/oder weniger als 9 Löcher), die ideal zum Trainieren sind.
Hier kannst Du nach öffentlichen Plätzen suchen: https://www.vcg.de/nc/golfplaetze/
Brauche ich eine Mitgliedschaft, um Golf spielen zu können?
Du benötigst eine Golf-Mitgliedschaft, wenn Du auf nicht-öffentlichen Plätzen spielen möchtest. Wenn Du Mitglied in einem Golfclub bist, bekommst Du automatisch einen Ausweis vom Golfverband. Mit Vorlage dieses Ausweises am Counter, darfst Du das Greenfee für einen nicht-öffentlichen Golfplatz lösen.

Verschiedene Golf-Ausweise
Die allerwenigsten Golfplätze sind exklusiv für Mitglieder des jeweiligen Clubs nutzbar (Stichwort „elitär“). Betreiber von Golfanlagen haben Interesse daran, Einnahmen mit Greenfee-Spielern zu machen. Mit einem Ausweis wirst Du also fast überall spielen können.
Es gibt jedoch einige Plätze, bei denen Du mindestens ein bestimmtes Handicap benötigst, um dort spielen zu dürfen. Das ist bei besonders anspruchsvollen oder sehr stark frequentieren Plätzen der Fall. Diese Informationen findest Du auf den Internetseiten der jeweiligen Golfanlage.
Wo sollte ich als Anfänger Mitglied werden?
Das hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Das klassische Modell ist eine ordentliche Vollmitgliedschaft in einem Golfclub in Deiner Nähe. Mit einer solchen Mitgliedschaft erwirbst Du in der Regel auch das Recht, auf der Anlage spielen zu dürfen (Spielrecht).
Nun kann es jedoch sein, dass Dir der Golfclub in der Nähe nicht gefällt, er zu teuer ist oder Du es einfach vorziehst, auf vielen unterschiedlichen Plätzen zu spielen. Dann solltest Du eines der folgende Modelle in Betracht ziehen:
VcG
Die Vereinigung clubfreier Golfspieler (https://www.vcg.de) ist eine Tochtergesellschaft des deutschen Golfverbandes (DGV). Als Mitglied bei der VcG erhältst Du aber keinen DGV- sondern einen VcG-Ausweis. Damit kannst Du auf den meisten Plätzen spielen.
Du solltest wissen, dass einige wenige Clubs Greenfee-Aufschläge für VcG-Mitglieder nehmen. Diese Information findest Du auf den Internetseiten der Clubs.
Gegen Greenfee auf fast allen Golfplätzen weltweit spielen! Hol Dir den Golf-Mitgliedsausweis der VcG. Monatliche Zahlung möglich.
Fernmitgliedschaft
Ein günstiger Einstieg in den Golfsport mit der Möglichkeit, auf fast allen Plätzen spielen zu können, ist eine Fernmitgliedschaft in einem deutschen Golfclub. Du bekommst einen DGV-Ausweis und Dein Handicap wird geführt.
- Golfausweis360.de (https://golfausweis360.de)
- Start2Golf (https://www.fernmitgliedschaft-golf.de)
- Clubhaus (http://www.gastmitgliedschaft.de)
- Golfdirekt (http://www.golf-direkt.com)
Mitgliedschaft im Ausland
Die dritte Möglichkeit sind Fernmitgliedschaften in ausländischen Clubs. Oftmals gibt es hier extrem günstige Angebote. Da die Handicap-Verwaltung im Ausland erfolgt, macht das die Sache jedoch etwas komplizierter und nicht immer funktioniert das gut. Außerdem ist es nicht ganz so einfach, seriöse Anbieter als solche zu erkennen.
Ist das Handicap zu Anfang wichtig?
Keine Ahnung, ob es für Dich wichtig ist. 😉
Das Handicap drückt die offizielle Spielstärke eines Golfers aus. Das Handicap wird durch Ergebnisse von vorgabenwirksamen Turnieren und EDS-Runden (Extra Day Score) ermittelt.
Nach Deiner Platzreife hast Du den Status „PE“ (Platzerlaubnis). Wenn Du keine Lust hast, Turniere zu spielen, zwingt Dich keiner dazu. Golf macht auch ohne Handicap Spaß – wobei es hier wieder viele Definitionen von „Spaß“ gibt. Finde am besten selbst heraus, ob Turniere etwas für Dich sind. Es gibt sogar spezielle Turniere für Anfänger (Stichwort: Tiger & Rabbit).
Wenn Du nicht auf Turniere stehst, aber gerne Plätze spielen möchtest, die eine bestimmte Handicap-Vorgabe haben, kannst Du das auch mit privaten EDS-Runden erreichen.
Im Gegensatz zu Deutschland, habe ich im Ausland übrigens die Erfahrung gemacht, dass sich dort niemand für einen DGV-Ausweis oder das Handicap interessiert. Einfach zahlen und fertig.
Sollte ich wirklich auf den Platz gehen, wenn ich noch Anfänger bin?
… wie willst Du es sonst denn lernen? Jeder hat mal angefangen. Außerdem interessieren sich andere Golfer in der Regel nicht für Dein schlechtes Golfspiel. Sie sind meist mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigt.
Achte darauf, dass Du Anschluss zum Flight vor Dir hältst. Verlierst Du diesen aus den Augen und hinter Dir taucht der nächste Flight auf, dann biete diesem an, durchspielen zu dürfen. Denn einen Stau auf dem Platz zu verursachen ist wirklich etwas, was nervig ist. Nicht nur für die Wartenden hinter Dir, sondern als Anfänger wahrscheinlich auch für Dich.
Wenn Du wissen willst, was einen Golfer typischerweise nerven könnte, findest Du hier eine Übersicht.
Und wann geht es los?
Das ist jetzt ausnahmsweise mal eine Frage, die ich Dir stelle! Schreib in den Kommentaren, wie Du den Einstieg in den Golfsport erlebt hast und wie es Dir gefällt, die Schläger zu schwingen.
Hallo Christophe,
das ist eine tolle und gut erklärte Einführung in den Golfsport.
Danke :-)!
Hallo Wolfgang!
Ich freue mich, wenn Dir der Beitrag geholfen hat.
Müssen Golf Plätze auch mal eine Woche im Jahr schliessen, zB um Rasen zu erneuern oder so?
Das handhabt jeder Platz anders. In der Regel haben die Plätze geschlossen, wenn Schnee liegt oder Bodenfrost herrscht. Die meisten stellen von Herbst bis Frühling auf »Wintergrüns« um (https://golfstun.de/glossar/wintergruen/). Es gibt auch Plätze, die das ganze Jahr geöffnet haben (sofern kein Schnee liegt) und sogar durchgängig Sommergrüns anbieten. Das ist aber die Ausnahnme.
Guten Tag. Gibt es für Zweitmitgliedschaften, den Zwang im ersten Club Vollmitglied zu sein, oder genügt eine Fernmitgliedschaft im Erstclub. Ist dies im deutschen Golfverband geregelt?
Leider weiß ich nicht, wie das aktuell gehandhabt wird und ob das jeder Club für sich entscheidet oder ob das zentral geregelt ist. Vor drei oder vier Jahren hatte ich eine Zeitmitgliedschaft, obwohl ich in meinem Heimatclub keine volles Mitglied war.
Hallo, Christophe,
eine sehr gute Einführung - deshalb komme ich jetzt auch mit einer Frage: Habe bei der Platzreifeprüfung 19 Stablefordpunkte an sechs Löchern erspielt. Dafür könnte ich offenbar das HCPI -54 bekommen. Ich bin aber nicht Mitglied in einem Golfclub. Wie und wo kann das Handicap eingetragen werden, wann ist es ohne Club-Mitgliedschaft hinfällig?
Freue mich auf die Antwort und sage schon mal danke!
Erstmal Glückwunsch zur Platzreife! Laut DGV wird die Platzreife zwei Jahre lang in jedem Fall anerkannt, wenn Du in einen Club eintreten möchtest. Das ist im Grunde auch der Weg, um das Handicap eintragen zu lassen. Sobald Du Mitglied eines Golfclubs wirst, meldet der Club Dein Handicap, so dass es beim Verband geführt wird.