Der richtige Rhythmus bzw. das richtige Timing im Golfschwung ist sehr schwierig zu lehren. Ob ein Rhythmus stimmt, ist individuell, doch das Gefühl für einen ausgeglichenen Golfschwung spürt jeder, sobald es der Fall ist.
Viele Männer sind hier mehr gefordert als Frauen. Denn Männer denken oft, das schnell schwingen mehr Länge bringt. Wenn das so einfach wäre. Viel wichtiger ist die Frage, in welchem Moment des Schwunges die Schnelligkeit ihre Wirkung entfalten kann.
Ich sehe viele Golfer, die eine hohe Geschwindigkeit im Rückschwung haben und langsamer im Abschwung werden. Das erzeugt keine langen Bälle und sieht eher hektisch aus.
Gefühl für den Rhythmus entwickeln
Probiere doch mal Folgendes aus: Schlage das nächste Mal auf der Driving Range Bälle mit 50% Tempo.
Mit dieser Übung bekommst Du ein Gefühl, das richtige Tempo zu entwickeln. Steigere dazu langsam die Geschwindigkeit. Du wirst schnell merken, ab welcher Geschwindigkeit sich die Kontrolle über die Bewegung verschlechtert. Durch Variation und Ausprobieren kannst Du herausfinden, wieviel Tempo sinnvoll ist und mit welcher Geschwindigkeit Du Deine Schläge gut kontrollieren kannst. Nimm Dir genug Zeit für das Justieren.
Auch bei Weltklassespielern sieht man deutliche Tempo-Unterschiede. Der Japaner Matsuyama hält zum Beispiel beim Ausholen richtig an – ohne Tempo zu verlieren. Bei Ernie Els sieht der gesamte Bewegungsablauf eher behäbig aus. Bei Nick Price oder Jon Rahm ist hingegen ordentlich Tempo vorhanden.
Der Rhythmus hat auch immer etwas mit der Persönlichkeit zu tun. Beides sollte zusammenpassen. Aber das wirst Du fühlen.
Hektik vermeiden!
Ich möchte noch mal betonen, dass ich nicht einen langsamen Schwinger schnell machen möchte oder umgekehrt. Denn das würde die gesamte Koordination auf den Kopf stellen. Und ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass viele gar nicht zu schnell schwingen. Das häufigste Problem ist, dass Bewegungen zu früh abgebrochen werden. Finde heraus, wo Dein Rückschwung fertig wäre und wie Du im Finish stehen möchtest. Dein Ziel sollte es sein, bei jedem Schwung in diese Position zu kommen. Dann kannst Du im Abschwung auch Gas geben.
Was bei hektischen und unfertigen Bewegungen unterschätzt wird: Der Treffmoment leidet massiv. Du hast dann vielleicht das Gefühl, ordentlich Tempo im Schwung zu haben, aber der Ball fliegt nicht. Das liegt daran, dass Du ihn nicht im Sweetspot, sondern »irgendwo« auf dem Schlägerblatt triffst. Diese Erkenntnis erleben meine Schüler oft beim Schlägerfitting. Was passiert bei Dir, wenn Du mit maximalem Tempo schwingst? Vergleiche das Ergebnis mit einem Schwung, bei dem Du mit 70% Tempo schlägst. Welches Ergebnis würdest Du lieber auf dem Platz sehen?
Es geht niemals darum, was der richtige Weg ist und welcher nicht. Es geht immer darum, welcher Weg für Dich am besten funktioniert. So machen es die guten Spieler: Sie testen alles aus und stellen fest, was am besten geeignet ist – auch unter Druck.
Ich finde, solche Übungen mit Tempo-Variation bringen mehr Spaß ins Training. Oder bevorzugst Du monotones Bälleschlagen ohne Ziel? Die Königsdisziplin wäre dann noch, den Ball ganz bewusst mit einer gewünschten Flugkurve zu schlagen. Denn hierfür ist Timing und Rhythmus das A und O.